Philipp Wieting war einer der ersten Nutzer von
Autodesk Revit in der Schweiz. Schon 2005 hat er
Projekte mit der BIM-Software entwickelt. Seit gut
zwei Jahren setzt sein Büro, Werknetz Architektur
in Zürich, ganz auf integrale Planung und bezieht
Gebäudetechniker, Ingenieure und andere Baubeteiligte
in den digitalen Planungsprozess ein. Im
November 2016 erhielt Werknetz Architektur dafür
den Schweizer Architekturpreis arc award in der
Kategorie BIM - Mensch/Kollaboration. „Big BIM“
ist für Philipp Wieting Teil der Firmenkultur und
bringt dem Büro und seinen Kunden viele Vorteile.
Die gute Partnerschaft mit MuM stellt sicher, dass
man auch technologisch auf der Höhe und dem
Markt einen Schritt voraus bleibt.
Eine Wand ist nicht nur Wand. Eine Tür ist nicht nur Tür. Ein
Waschbecken ist schon gar nicht nur ein Waschbecken.
Für Philipp Wieting und sein Team bei Werknetz ist Architektur
in erster Linie Konzeptarbeit. Jedes Element, ob sichtbar
oder versteckt, beeinflusst Wirkung, Stimmung, Sprache
des Gebäudes innerhalb seiner Umgebung, der Räume
innerhalb des Gebäudes. Ob es sich um ein Wohnhaus,
ein Bürogebäude oder eine Produktionshalle handelt –
jedes Gebäude wird erlebt, und die Architekten sind dafür
verantwortlich, dass dieses Erlebnis für Nutzer und Bewohner
positiv ist.
CAD – mehr als ein Zeichenwerkzeug?
Diese Philosophie hat Philipp Wieting schon vertreten, als
er 1996 seine Diplomarbeit abgab – noch von Hand am
Reissbrett gezeichnet. Ebenso klar war ihm, dass er als selbstständiger
Architekt nicht an CAD vorbeikommen würde.
Damals entstand der Kontakt zu V+Z, dem Schweizer
Autodesk-Partner für Architektur, heute eine Niederlassung
des Mensch-und-Maschine-Konzerns. Für sein 1999 gegründetes
Büro Werknetz Architektur schaffte Philipp
Wieting AutoCAD und passende Software-Tools für Architekten
an … und dachte fortan intensiv darüber nach, wie
CAD konzeptionelle Architektur unterstützen könne. Er
wünschte sich eine Art Zentraldatei, die auch alle Informationen
der Fachplaner enthält. Und: Diese Zentraldatei
musste natürlich 3D sein.
Integrale Planung bezieht Projektpartner ein
Doch bis 3D tatsächlich im Architekturmarkt ankam, vergingen
noch einmal sieben Jahre. Dann gab es in der Schweiz die erste
Version von Autodesk Revit und die Möglichkeit, digitale Gebäudemodelle
zu schaffen. Kurse bei MuM folgten, schon das erste Projekt,
das in 3D entwickelt wurde – die Wohnüberbauung Eden 1
an der Rüdigerstrasse in Zürich – zeigte, dass die Methode des
Building Information Modeling (BIM) hielt, was sie beim Markteintritt
versprochen hatte.
Inzwischen hat Philipp Wieting viele seiner Projektpartner von seinen
Ideen überzeugt. Die Architekten entwickeln Gebäude heute
gemeinsam mit Statikern, Bauingenieuren und vor allem TGAPlanern:
Alle nutzen die gleiche Software, alle arbeiten am selben
digitalen, dreidimensionalen Modell. „Das bedeutet, dass wir schon
den Planungsprozess planen und uns im Vorfeld Gedanken über
unsere Zusammenarbeit machen“, erklärt Philipp Wieting.
Aussagekräftige Entwurfsvarianten geben Investoren und
Bauherren sichere Entscheidungsgrundlagen
Effektiv kommunizieren
Eine wichtige Rolle spielen dabei die sog. ICE-Sessions (Integrated
Concurrent Engineering): Die Beteiligten treffen sich und bearbeiten
ein bestimmtes Thema des Bauprojekts. Mögliche Lösungen
werden mit Hilfe des digitalen Gebäudemodells diskutiert,
Entscheidungen getroffen, das Modell wird sofort angepasst und
steht anschliessend allen Planern zur Verfügung. „Ein Riesenvorteil“,
findet Philipp Wieting. „Wir tauschen uns unmittelbar aus,
können unsere Vorstellungen darlegen und Fragen beantworten.
Das ist nicht nur effizient, es führt auch dazu, dass wir unser
architektonisches Konzept umsetzen können, weil die externen
Beteiligten viel mehr sehen und verstehen, als wenn sie nur einen
Plan bekämen.“ Gerade TGA-Planer und Statiker tragen durch
Entscheidungen, wo Heizungen, Waschbecken, Stützen usw. installiert
werden sollen, erheblich zur Wirkung von Räumen bei.
Wenn man hier nicht sorgfältig kommuniziert, wird das architektonische
Konzept leicht durch scheinbare technische Notwendigkeiten
verwässert.
Grundlage für weitreichende Entscheidungen
Nicht nur Architekten und Planer profitieren von der gemeinsamen
Arbeit am digitalen Modell. Auch die Bauherren sind intensiver in
den Planungsprozess involviert. BIM hilft, Grundlagen für weitreichende
Entscheidungen zu schaffen. Entwurfsvarianten sind für
Investoren und Bauherren entscheidend; sie möchten wissen,
welche Möglichkeiten es gibt, örtliche Gegebenheiten und funktionale
Anforderungen zu verbinden.
Virtuelles Bauen reduziert Kosten
Bei technisch herausfordernden Lösungen lässt sich durch Visualisierungen
und Simulationen beweisen, dass sich die Überlegungen
der Architekten verwirklichen lassen: So kann man Investoren
am digitalen Modell zeigen, dass die Fassade des Mehrfamilienhauses
mit dem gebogenen Grundriss tatsächlich aus Betonfertigteilen
gebaut werden kann, dass es seine Funktion perfekt erfüllt,
sich optimal in die Umgebung einpasst … und das Budget eingehalten
wird.
Dass BIM Kostensicherheit bietet, ist ein Argument, das auch
durch häufige Wiederholung nicht an Wahrheit verliert. Kostensicherheit
entsteht, wie Philipp Wieting erklärt, nicht nur dadurch,
dass viele Entscheidungen früh getroffen werden und man fast
von Anfang an Grössen und Mengen exakt kennt. Kostensicherheit
entsteht vor allem, weil BIM Überraschungen vermeidet: „Wir können
den gesamten Bauprozess virtuell durchlaufen und erkennen,
wo vielleicht Probleme und Fallen auftauchen werden“, sagt
Philipp Wieting. „Für diese Schwierigkeiten finden wir dann intelligente
Lösungen, anstatt am Bau Symptombekämpfung zu betreiben,
die teuer ist und die Architekturqualität beeinträchtigt.“
BIM schafft eine gemeinsame, visuelle
Sprache unter Planern, aber auch unter
Nachbarn und Bauherrn
Von der Planung zur Ausführung
Auch die Fachleute auf der Baustelle profitieren von BIM. Aus dem
virtuellen Modell mit den unzähligen Informationen entstehen die
Pläne, nach denen Holz- und Metallbauer, Sanitär- und Elektroinstallateure,
Maler, Gipser, Bodenleger arbeiten können. Tatsächlich
sieht Philipp Wieting die grösste Herausforderung in der Zusammenarbeit
mit kleinen Betrieben, die die Investition in BIM
scheuen: „Da müssen dann Pläne in anderen Systemen neu aufbereitet
werden, und durch den Medienbruch entstehen leicht
Fehler. Das ist ärgerlich für alle Beteiligten.“
BIM erlernen
Wer bei Werknetz arbeiten möchte, muss die Philosophie ebenso
erlernen wie den Umgang mit der Software. Martin Blättler, seit
vielen Jahren selbstständiger dipl. Architekt ETH und jahrelanger
Werknetz-Partner, arbeitet seit Sommer 2016 als Angestellter bei
Werknetz. Seine erste Aufgabe: den MuM-Lehrgang BIM Ready
zum BIM-Konstrukteur absolvieren. „Ich war skeptisch, ob ich
all das Neue überhaupt würde verarbeiten können“, sagt Martin
Blättler. Doch die Schulungsleiter machten ihm und seinen Mitstreitern
im Kurs das Leben leicht. „Wir wurden sehr persönlich
betreut und haben deutlich mehr gelernt als nur die Bedienung
der Software.“ Das Weiterlernen hört nach dem Kurs nicht auf,
doch Martin Blättler fühlt sich fit für die Anforderungen im Büro.
„Eine Schulung bei MuM ist unabdingbar und motivierend für jeden,
der BIM professionell betreiben will“, findet Blättler.
BIM für alle?
Für Philipp Wieting und Werknetz Architektur ist klar, dass an BIM
kein Weg vorbeiführt. „Methode, Software und Möglichkeiten entwickeln
sich ja immer weiter“, stellt Philipp Wieting fest. „Vielleicht
finden wir noch eine Lösung, auch die Projektpartner einzubeziehen,
für die BIM heute noch kein Thema ist.“ Werknetz Architektur
hat für die eigene Weiterentwicklung in Sachen BIM den
richtigen Partner gefunden: MuM. Auch wenn man – dank der
hohen Qualität von Autodesk Revit und Co. – nur wenig Support- und
Schulungsbedarf hat, sind die Architekten in ständigem Kontakt
mit MuM und lassen sich regelmässig über aktuelle, technologische
Entwicklungen informieren. Philipp Wieting resümiert: „BIM
gibt uns höhere Planungssicherheit, und mit höherer Planungssicherheit
können wir Architektur fertig denken. So wollen wir arbeiten."
Planer in Aktion bei einer ICE-Session: Gemeinsam erarbeitet man
am digitalen Modell Problemlösungen