KWISS heisst das Klärwerk-Informationssystem in
Stuttgart, und es stellt im Gegensatz zum klanggleichen
„Quiz“ keine Fragen, sondern liefert Auskünfte:
2D- und 3D-Daten und -Modelle, Sachdaten,
technische Beschreibungen, Fotos usw. Bei der
letzten Systemumstellung begleitete das Infrastruktur-
Team von MuM die Datenmigration und schulte
die Mitarbeiter im Umgang mit den neuen Softwarelösungen.
So bekommen alle Mitarbeiter über das
stadtinterne, webbasierte Auskunftssystem Zugriff
auf die Daten, die sie in ihrem Alltag benötigen.
Software-Updates oder gar Abkündigungen sind häufig ein
Anlass, die vorhandene Software-Landschaft unter die Lupe
zu nehmen und zu prüfen, ob sich Modernisierungsschritte
lohnen. Auch das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart mit der angeschlossenen
Stadtentwässerung stand vor dieser Frage,
als die Entwickler des damaligen Klärwerk-Informationssystems
(KWISS) die Arbeit an der Software einstellten. Der Umstieg
auf die Nachfolge-Software dieses Entwicklers hätte eine aufwändige und teure Datenmigration erforderlich gemacht – genauso wie der Umstieg auf ein anderes System.
IT-Landschaft vereinheitlichen
„Wir haben geprüft, ob eine Migration und ein Umstieg auf
Software von Autodesk, die wir in den übrigen Fachbereichen
des Amts einsetzen, Kosten sparen und Synergien
erzielen würde“, sagt IT-Leiter Jens Schumacher. Das war
der Fall. Dabei wollte man das alte KWISS, das im Wesentlichen
zu einer lückenlosen, aber auch sehr statischen Dokumentation
der Klärwerksinfrastruktur verwendet wurde, zur
Informationszentrale ausbauen. Das neue System sollte allen
Mitarbeitern Informationen, die sie häufig brauchen, einfach
zugänglich machen.
Daten aus verschiedenen Quellen verknüpfen
Das Projekt „Neuausrichtung KWISS“ wurde aus der Taufe gehoben.
Neben der IT-Leitung war auch das Sachgebiet Planung der Abteilung Klärwerke und Kanalbetrieb federführend beteiligt. Das Informationssystem sollte auf Daten des
Hauptklärwerks und der drei Außenklärwerke zugreifen – egal, ob
es sich um Grundrisse, Leitungsschemata, 3D-Modelle von Bauwerken
und größeren Maschinen, 2D-Pläne von Infrastrukturkomponenten,
technische Beschreibungen, Verträge, Bedienungsanleitungen,
Fotos oder andere Dokumente handelt. Die Daten
sollten miteinander verknüpfbar sein, so dass die Mitarbeiter der
Fachabteilungen sie möglichst einfach auffinden und nutzen können.
Wer macht eigentlich was?
Um klare Vorstellungen der Funktionalität des neuen KWISS zu
entwickeln, wurden die Anforderungen der Nutzer und die Arbeitsprozesse
zu sechs „Use Cases“ zusammengefasst. Die vier wichtigsten
waren: (1) Abfrage von Dokumenten für die Planung, (2) Abfrage
von Bestandsdaten für Betrieb und Bau, (3) Ausgabe von
3D-Daten an Planer und (4) die Abfrage des Vermessungsplans
zur Aufwandsabschätzung bei der Maßnahmenplanung.
Ein Benutzer sollte ein Dokument durch Klick auf ein Gebäude
(2D oder 3D) oder einen definierten Raum innerhalb eines Gebäudes
suchen können. Technische Beschreibungen sollten ebenfalls
über die grafische Oberfläche durch Anklicken eines „Point of Interest“
gefunden werden. Mit der Herausgabe von 3D-Daten an
externe Planer würde man z. B. in der Vorplanung zu besseren
Ergebnissen kommen und Varianten leichter beurteilen können.
Mit diesen Bedarfen wandte man sich an MuM: Würden sich die
Anforderungen erfüllen lassen? Welcher Aufwand ist zu erwarten?
Mit Hilfe von MuM entwickelte sich das KWISS von der statischen Dokumentation zur lückenlosen Informationszentrale.
Kompetenter Partner vorhanden
Das Tiefbauamt arbeitet seit vielen Jahren mit MuM zusammen;
man kennt das Systemhaus als kompetenten Partner für das Thema
Infrastruktur. MuM entwickelte nach einer umfassenden Analyse
der Datenstrukturen gemeinsam mit der Dienststelle IuK (Informations-
und Kommunikationstechnik) des Tiefbauamts ein Migrations- und
Architekturkonzept. Es zeigte die beteiligten Softwarelösungen,
Datenströme und -verknüpfungen auf. Im nächsten Schritt
wurde daraus das neue Datenmodell abgeleitet. Die Konvertierungsroutinen,
die die Bestandsdaten ins neue Modell überführen
sollten, entwickelte das Team von IuK gemeinsam mit den Programmierern
von MuM. Es seien „ein paar Iterationsschritte“ nötig
gewesen, bis alle Daten korrekt wieder zur Verfügung gestanden
hätten, sagt Jens Schumacher. Mathias Härterich, Projektleiter
Planung, ergänzt: „Manche Details merkt man erst beim Arbeiten.
Das sind aber Einzelfälle, die sich meist schnell manuell korrigieren
lassen – völlig normal.“
Schulung „am lebenden Objekt“
Nach der Migration wurden die Mitarbeiter, die für die Datenerfassung
und -pflege zuständig sind, von MuM geschult. Drei Tage
lang ging es um Autodesk Revit, zwei Tage lang um AutoCAD
Map 3D. Dabei arbeitete man direkt mit den echten Daten und
an tatsächlichen Fallbeispielen. Das erleichterte die Eingewöhnung.
„Wir müssen keine Revit- und Map-Spezialisten sein“, erklärt
Mathias Härterich. Aufgaben, die umfassendes Software-Knowhow
verlangen, übernehmen externe Ingenieurbüros. Aufgabe der
Mitarbeiter im Tiefbauamt ist es, die Daten richtig mit den Programmen
zu erfassen.
Die Verantwortlichen im Tiefbauamt hatten zusätzlich zur Schulung
noch ein Dienstleistungspaket von fünf Tagen gebucht. So
wurden die Anwender bei ihren ersten Schritten mit dem neuen
KWISS begleitet. Sie erhielten schnell Antworten auf Fragen zur
Bedienung und zu den Zusammenhängen und gewannen rasch
an Sicherheit.
Die nächsten Projekte stehen an
Heute sind die Anforderungen aus dem ursprünglichen Konzept
umgesetzt; die Arbeit mit dem neuen KWISS soll für alle Beteiligten
bald Selbstverständlichkeit sein. Im Tiefbauamt Stuttgart ist man
nicht nur rundum zufrieden, sondern denkt bereits weiter. Schnittstellen
zu bestehenden und geplanten Anwendungen wie SAP,
DMS und P&ID werden in naher Zukunft umgesetzt. An der Einführung
einer P&ID-Lösung für das Hauptklärwerk ist MuM beteiligt:
Der Grundstein für die nächste Erfolgsgeschichte ist gelegt.