Industrieanlagen entstehen nur selten
auf der sprichwörtlichen grünen Wiese.
Oft müssen ältere Anlagen ergänzt oder
erweitert werden. Die Purplan GmbH
in Wallenhorst bei Osnabrück hat ihre
Anlagenbausoftware durch eine Laserscanning-Lösung von MuM modernisiert
und damit die Qualität ihrer Arbeit erheblich
verbessert. Auch die Auslandsniederlassungen
ziehen nach.
Seit 2003 plant und baut die Purplan GmbH Anlagen zur Polyurethan und
Kunstharzproduktion für Kunden in der ganzen Welt. Das inhabergeführte
Familienunternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, davon 25 Auszubildende. Zu den Kunden gehören international
tätige Konzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen aus
der chemischen und kunststoffverarbeitenden, der Lebensmittel- und
Automobilindustrie.
Erfolgsfaktor Vorproduktion
Jede Anlage wird für den Kunden individuell entwickelt und konfiguriert.
Bei Purplan kennt man die Produktionserfordernisse ebenso wie die
landesspezifischen Regelungen und betreut Projekte von der Konfiguration
über die Automatisierungstechnik bis zur Übergabe und Inbetriebnahme.
Die Vorproduktion der Anlagenkomponenten in den eigenen
Werken spielt dabei eine wichtige Rolle: Je exakter die einzelnen Einheiten
im Werk gefertigt werden können, desto weniger Abfall entsteht
bei der Montage vor Ort, desto schneller kann die Anlage abgenommen
werden und in Betrieb gehen.
Von AutoCAD zu Plant 3D
Schon bei der Gründung hatte man sich für Software aus dem
Hause Autodesk entschieden: Mit AutoCAD zeichneten die Planer
Fliessbilder, mit Hilfe von Autodesk Inventor entstanden die 3DKonstruktionen
der Anlagen. Die MuM-Niederlassung in Osnabrück
war von Anfang an Partner und beratender Begleiter auf dem Erfolgsweg.
Der Umstieg auf AutoCAD P&ID, um mehr Intelligenz
in der Planung zu nutzen und saubere Dokumentationen zu
erzeugen, war ebenso konsequent, wie die Einführung von Autodesk
Plant 3D. „Für uns war die Verknüpfung von Schema und
Anlagenkonstruktion wichtig“, sagt Geschäftsführer Christian Bertram.
„Wenn man sicher sein kann, dass Änderungen an einer
Stelle im Projekt automatisch überall nachgeführt werden, ist das
ein grosser Vorteil.“
„Händisches“ Aufmessen wird immer schwieriger
Doch alle Software-Intelligenz half nicht, Bestandsdaten von Anlagen
zu erfassen, die erweitert werden mussten. Wenn bereits
Rohrleitungssysteme vorhanden sind, müssen die neuen Rohrleitungen
„irgendwie“ ergänzt werden, und dazu muss man genau
wissen, welche Leitung wo verläuft und wo Platz für neue Leitungen
ist. Auch modernere Anlagen, die vor 20 oder 30 Jahren gebaut
wurden, sind meist nicht in 3D dokumentiert. Zum Vermessen
des Ist-Zustandes musste man die Anlagen bisher aufwändig einrüsten
und dann sehr sorgfältig arbeiten, um alle Bestandteile korrekt
zu erfassen.
Laserscan als Pilotversuch
„Dann kam der Auftrag eines Kunstharzherstellers, bei dem ein
händisches Aufmessen einfach unmöglich war“, erinnert sich
Christian Bertram. „Es mussten etwa 60 bis 70 Meter Rohre mit
einer Nennweite von DN 600 und DN 800 durch den Bestand
geplant werden.“ Bei Purplan war bekannt, dass MuM nicht nur
eine Lösung für das Laserscanning anbot, sondern Scanarbeiten
auch als Dienstleistung durchführte. MuM wurde beauftragt, die
Kundenanlage zu scannen. Natürlich beobachteten die Konstrukteure
bei Purplan sorgfältig, wie hier gearbeitet wurde, um zu entscheiden,
ob sich die Anschaffung einer eigenen Scannerlösung
lohnen würde.
Einfacher als man denkt
Tatsächlich war die Aufnahme der Anlage mit dem Focus S150
von Faro innerhalb eines einzigen Tages erledigt. Der Scan liefert
sowohl Punktwolken der Anlage als auch hochaufgelöste Fotos.
Die Daten werden in der Scannersoftware Autodesk ReCap „vorbearbeitet“
und können dann in Plant 3D eingelesen werden. Die
Rohrleitungskonstruktion aus Plant 3D wird zusammen mit den
Stahlbaukonstruktionen aus einer Drittsoftware nach Navisworks
eingelesen, wo Kollisionsprüfungen durchgeführt werden. Nach
Abschluss der Planung lassen sich die Isometrien für die Fertigung
direkt aus Plant 3D generieren.
Wo händisches Messen nicht oder nur mit hohem
Aufwand möglich ist, springt der 3D-Laserscanner
ein und liefert Punktwolken und digitale Fotos.
Purplan-Geschäftsführer Christian Bertram
kann Laserscanning heute als neue Dienstleistung
anbieten.
Neuausrichtung in zwei Monaten
Damit können weit mehr Anlagenteile in der exakten Grösse im Werk
produziert werden, auf der Baustelle wird schneller montiert, und
natürlich „produziert“ man weniger Ausschuss, da die Rohre passgenau
vorgefertigt sind. „Das Ergebnis hat uns absolut überzeugt,
und wir haben drei Monate später einen eigenen Scanner angeschafft“,
erzählt Christian Bertram. Wie bei früheren Softwareumstellungen
übernahmen die Spezialisten von MuM auch hier
Schulung und Einführung, und innerhalb von zwei Monaten wurde
bei Purplan die komplette Fertigung umgestellt.
Mitarbeiter mitnehmen
Von den rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die
mit der CAD-Software arbeiten, nutzen mittlerweile acht Personen
AutoCAD Plant 3D, sechs davon beherrschen auch die Verarbeitung
der Daten des Laserscanners. Die Umstellung sei leicht gefallen,
erinnert sich Christian Bertram, alle hätten die neue Technologie
spannend gefunden und die Erleichterungen erkannt, die
die neue Arbeitsweise bietet.
Kürzere Stillstandzeiten beim Kunden
Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt ließen sich bei jedem weiteren
Projekt wiederholen. „Die Fehlerrate ist drastisch gesunken, und
das Qualitätsmanagement im eigenen Haus hat sich stark verbessert“,
weiß der Geschäftsführer. Auch die Kunden profitieren unmittelbar
von der neuen Technologie: Notwendige Betriebsunterbrechungen
während der Aufmaß- und Bauphase sind deutlich
kürzer als früher.
Die Reise – mit MuM – geht weiter
Auch die Purplan-Niederlassungen im Ausland nutzen inzwischen
die Scanninglösung, und für Purplan Deutschland hat sich ein neues
Geschäftsfeld eröffnet: Heute bietet man Laserscans als Dienstleistung
an. Christian Bertram und sein Führungsteam sind – gut
begleitet von MuM – bereits einen Schritt weiter: Im Augenblick
wird die CAD-Server-Struktur virtualisiert, damit die volle Rechenleistung
auch mobil verfügbar ist. Damit vereinfacht man die Administration,
die Arbeitsumgebung ist weltweit verfügbar und die
Daten bleiben sicher am Firmenstandort in Wallenhorst.
Das Ergebnis eines Laserscans sieht aus wie ein Foto, hat aber viel mehr zu bieten: Man kann z. B. Abstände exakt ausmessen oder neue Verrohrungen
einzeichnen.