Die Miele & Cie. KG im ostwestfälischen
Gütersloh zeigt im Web, auf Prospekten
und in Bedienungsanleitungen immer mehr
aus CAD-Daten entwickelte Bilder – Bilder,
die ausschließlich am Computer entstehen.
Auch die Idee, zusätzlich BIM-Daten zur Verfügung
zu stellen, wird inzwischen konsequent
verfolgt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
wurden geschult; ein Konzept für die
(halb-)automatische Generierung von
Revit-Familien wurde erarbeitet. Dank der
umfassenden Unterstützung durch MuM
ist man heute auf einem guten Weg.
„Immer besser“ lautet der Slogan des Gütersloher Hausgeräteherstellers
Miele & Cie. KG. Das 1899 gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt
in Deutschland über 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit
sind es mehr als 20.000. Waschmaschinen und Wäschetrockner, Geschirrspüler,
Herde, Backöfen, Kühlschränke, Staubsauger und viele
andere Geräte aus dem Hause Miele erleichtern die Arbeit sowohl in
Privathaushalten als auch im Gewerbe.
Neue Wege beschreiten
„Immer besser“ heißt auch „immer fortschrittlicher“. Fortschrittliches
Handeln ist den Werten und der Tradition des Unternehmens geschuldet
und unabdingbare Basis für langfristigen Unternehmenserfolg. Das wirkt
sich auch auf die Produktentwicklung aus. So entstehen viele Abbildungen
für Dokumentationen, Bedienungsanleitungen, Werbemittel und Objektplanung
schon während der Entwicklung der Produkte. Die Abteilung
VPE – Virtuelle Produktentwicklung – produziert Bilder: Sie entwickelt
auf Basis der Konstruktionsdaten Renderings. Es entstehen fotorealistische
Abbildungen, bei Kühlschränken sogar inklusive der dort gelagerten
Lebensmittel. „Manche Details in der fotorealistischen Visualisierung
ließen sich nur mit riesigem Aufwand als ‚Fotomodell‘ herstellen“, erklärt
Gruppenleiter Axel Schwarz und präsentiert den Blick in eine Professional-Mangel mit Einsicht in die langlebige Technik des Gerätes.
Ebenso erzeugt man hier die sog. Low-Poly-Dateien, die von Küchenstudios zur 3D-Planung verwendet werden: Volumenmodelle, die nur die wichtigsten optischen Informationen enthalten und die dementsprechend nur wenige Kilobytes groß sind.
BIM-fähige Daten für die ganze Welt
Vor einigen Jahren kamen aus den angelsächsischen Ländern, aus
Skandinavien und Asien die ersten Nachfragen nach Building Information
Modeling (BIM). Die Methode hatte in diesen Ländern viel
früher einen hohen Stellenwert als in Deutschland.
Gleichzeitig gibt es dort mehr Projektgeschäfte, bei denen beispielsweise ganze Appartmentanlagen mit gleichen Küchen ausgestattet werden.
Wer in diesem Geschäft erfolgreich sein will, muss strukturierte, BIM-gerechte
Daten liefern. Die konzeptionellen Überlegungen erhielten
einen deutlichen Schub, als auch die Bundesregierung im Jahr
2015 ankündigte, dass Großprojekte ab dem Jahr 2020 nur noch
nach der BIM-Methode geplant werden sollen.
Axel Schwarz und Viviane Schnitker sind bei Miele
für die digitale Produktvisualisierung verantwortlich.
Pilotprojekt mit MuM-Unterstützung
Nun war klar: Rund 16.000 Produkte, die als Konstruktionsdaten
vorlagen, mussten als BIM-Daten erzeugt werden. Ein BIM-gerechtes
Modell eines Geräts ist jedoch viel mehr als nur eine Zeichnung
oder ein 3D-Modell. Dazu gehören ebenfalls die sog. Metadaten:
Gewichte, Leistungsdaten, Material, Farben, Bestellnummern und
vieles mehr. Diese Informationen sind – selbstverständlich – im
ERP-System gespeichert und müssen von dort abgerufen werden.
Eine Übertragung von Hand wäre viel zu aufwändig und fehleranfällig.
Autodesk Revit wurde nach einer ersten Marktanalyse
(nicht nur) wegen der hohen Marktanteile als BIM-Software ausgewählt.
Der Softwarelieferant MuM Osnabrück erhielt überdies
den Auftrag, eine „Revit-Musterfamilie“ der aktuellen Waschmaschinen-
und Trocknerreihe zu entwickeln und eine Machbarkeitsanalyse
für eine halbautomatisierte Erstellung der Familien durchzuführen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Das Ergebnis war eindeutig: Es geht, und es geht effizient. Miele
investierte in acht Autodesk-Revit-Lizenzen, und Viviane Schnitker
ließ sich gemeinsam mit mehreren Kolleginnen und Kollegen von
MuM ausbilden. „Die Schulung hat uns die grundlegenden Revit-Funktionen sehr gut vermittelt und wir konnten direkt Miele-spezifische Fragen klären“, erinnert sich Viviane Schnitker. Danach war
man bei Miele in der Lage, die nötigen Prozesse aufzusetzen und
die BIM-Daten in Eigenregie zu erstellen. Derzeit arbeitet man mit
Hochdruck an den Daten für die neuen Produktgenerationen, insbesondere
für die professionellen Geräte. Daten für ältere Produktreihen
werden Schritt für Schritt nachgezogen.
Service für die Miele-Kunden
Neben den Revit-spezifischen Datenformaten .rfa und .rvt wird
mit dem ISO-Standard IFC sichergestellt, dass Nutzer anderer
BIM-Softwareprodukte die Miele-BIM-Daten verarbeiten können.
Für alle anderen Kunden, die sich nicht mit BIM beschäftigen, werden
die Dateiformate .dwg und .fbx bereitgestellt. Interessierte
Kunden können die Daten der bereits bearbeiteten Geräte in allen
erwähnten Formaten im Downloadbereich der Miele-Webseite
herunterladen.
Parallel zu den Aktivitäten in der VPE bereitet sich die Miele-Vertriebsgesellschaft
Deutschland auf die Verarbeitung der BIM-Daten
vor und wird für die Professional-Kunden, z. B. Krankenhäuser oder
Wäschereien in Altenpflegeheimen, mit Hilfe von Autodesk Revit
die Planung der im Gebäude zu verbauenden Geräte übernehmen.
Bedürfnisse erfüllt
Den wirtschaftlichen Nutzen der Anwendung von BIM kann man
bei Miele noch nicht beziffern. Für Axel Schwarz und sein Team
ist vor allem wichtig, dass die Bedürfnisse der Miele-Kunden,
aber auch der internationalen Vertriebsgesellschaften zeitnah erfüllt
wurden und werden. „Wir haben auf jeden Fall eine bessere
Basis für Architektenangebote“, resümiert er. „Vermutlich werden
wir damit langfristig unser Projektgeschäft steigern können.“
Ein BIM-Modell enthält viel mehr als Geometrie: MuM hat gezeigt, dass sich alle wichtigen Daten halbautomatisch in die Revit-Familie einbinden lassen.