Ab 2017 müssen alle Bau- und Infrastrukturprojekte
der Bahntochter DB Station&Service AG mit Hilfe von
BIM geplant werden. Um diese Vorgabe zu erfüllen,
hat das Karlsruher Ingenieurbüro Mailänder Consult,
ein präqualifizierter Partner der Deutschen Bahn,
systematisch auf die neue Methode umgestellt. Die
BIM-Ready-Schulungen und die Beratung von MuM
waren auf diesem Weg ein Sprungbrett zum Erfolg.
Mailänder Consult bietet seit 30 Jahren Beratungs- und Steuerungsleistungen, Fachplanungen und Baubetreuung sowie Gutachten in den Bereichen Verkehr, Transport, Umwelt, Hochbau und Flächenmanagement an. An den Standorten Karlsruhe, Frankfurt/Main, München und Stuttgart arbeiten rund 140 hochqualifizierte Mitarbeiter. Auftraggeber sind Kommunen, Nahverkehrsunternehmen, Eisenbahngesellschaften, Straßenbauverwaltungen, Öffentliche Träger, Unternehmen, Versicherungen und Investoren. Als präqualifizierter Planungspartner der Deutschen Bahn ist Mailänder Consult vor allem dann gefragt, wenn es um Neu-, Aus- und Umbau von Bahnhöfen geht.
Bei der Planung von Bahnhöfen überschneiden sich Hochbau und Infrastruktur – und BIM bewährt sich
Schnittstelle von Hochbau und Infrastruktur
Für eine „Schnittstelle zwischen Hochbau und Infrastruktur“, wie zum Beispiel bei einem Bahnhof, müssen Planer u.a. die Geländeform der Umgebung ganz anders einbeziehen: Barrierefreie Unterführungen von Wegen und Straßen, Rampen an Böschungen, Bahnhofsvorplätze oder Freitreppenanlagen sind zu gestalten; es gibt eher ‚fließende Grenzen‘, die Bewegung des Geländes beeinflusst die Planung.
Ein Bahnhofsbau ist in seiner Form und Funktion vielfältig: Man findet einerseits Büros, Läden, Wege und Gänge, wo sich der Publikumsverkehr abspielt, und andererseitstechnische Einrichtungen, Stromversorgungen, Steuerungen – eben das, was in einem Bahnhof ‚backstage‘ gebraucht wird. „Das Ebenenkonzept ist insgesamt deutlich komplexer als im reinen Hochbau“, erläutert der Geschäftsführer. „Bezugsdaten für Gebäude und Infrastruktur, die sich im Modell abbilden lassen, sind viel schwerer zu definieren.“
BIM ist seit 2017 Pflicht
Die Deutsche Bahn ist – natürlich – daran interessiert, Bahnhöfe
effizient zu planen und die Planungen umfassend zu dokumentieren. Die Verantwortlichen hatten sich seit mehreren Jahren mit der
Methode des Building Information Modeling (BIM) beschäftigt und
die Vorteile digitaler Modelle auch für die Infrastruktur erkannt. Die
Deutsche Bahn beschloss, dass ab 2017 alle Stationen mit BIM
geplant werden müssen.
Tools für die Partner
Um diese technologische Wende reibungslos über die Bühne zu
bringen, holte man die Planungspartner ins Boot und diskutierte in
Arbeitskreisen neue Vorgehensweisen und technologische Voraussetzungen. Zu diesen Arbeitskreisen wurden auch Autodesk als
Software-Anbieter und MuM als Partner für Schulung und Support eingeladen.
In Deutschland gab es bis zu diesem Zeitpunkt nur wenige, auf Teilaspekte beschränkte Erfahrungen mit BIM bei Infrastrukturprojekten; man konnte lediglich auf Erkenntnisse aus BIM-Projekten im Hochbau zurückgreifen. Kleinere Stationen wurden als Pilotprojekte vergeben – die Erfahrungen wurden gemeinsam diskutiert. Die Bahn stellte ihren Partnern das PlugIn ICE-BIM-Rail zur Verfügung. So ist sichergestellt, dass alle Planungsbeteiligten auch auf schienenspezifische Bestandteile des digitalen Modells zugreifen können. Das PlugIn soll die einfache Zusammenarbeit von Planern, Ausführenden und Auftraggebern – direkt am Modell – ermöglichen.
Genügt 3D?
„Für uns war klar, dass wir uns mit BIM befassen mussten“, erinnert sich die Geschäftsleitung. „Anfangs waren die Konstrukteure etwas
skeptisch.“ Schließlich nutzte Mailänder Consult schon seit langem
3D-Software für die Planung im Hochbau.
Man wusste um die Vorzüge bei der Kommunikation mit Hilfe von Visualisierung und Kamerafahrten. Was sollte ein digitales Gebäudemodell da noch für konkrete Fortschritte bringen?
BIM-Konstrukteure, -Koordinatoren, -Manager
Der Bereich Hochbau hatte durch Projekte bei der DB Kontakt
zu MuM, und hier stimmte zunächst einmal die Chemie zwischen
„Mailändern“ und „MuMlern“. Darüber hinaus überzeugte auch das
Schulungskonzept BIM Ready, das MuM entwickelt hatte. Von
Mitte 2016 bis Mitte 2017 nahmen fünf Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter von Mailänder Consult an der 10-tägigen Ausbildung
zum BIM-Konstrukteur teil und erlernten bzw. vertieften den Umgang mit Autodesk Revit. Sie erhielten Einblick in die BIM-Strukturen und Modellierungsregeln und befassten sich mit dem Austauschformat IFC. Diese anfangs skeptischen Konstrukteure sind seit der Ausbildung glühende Verfechter von BIM.
Eine Projektleiterin besuchte danach den ersten MuM-Kurs für BIM-Koordinatoren und kam ebenso begeistert zurück wie ihre Kollegen. Die Teilnehmer sind sich einig: „Man gewinnt in jedem Kurs ein vertieftes Verständnis der Methode und entdeckt neue Möglichkeiten.“ Inzwischen gibt es bei Mailänder Consult drei BIM-Koordinatoren und bis Herbst 2017 vier BIM-Manager.
Umwälzungen in der Baubranche
Auch der Geschäftsführer hat die Ausbildung zum BIM-Manager
absolviert: Den ersten Teil des Lehrgangs besuchte er in der
MuM-Niederlassung Kirchheim, für den zweiten Teil reiste er nach
Hamburg. „Ich wollte mit möglichst vielen BIM-Anwendern aus
anderen Unternehmen sprechen und mich über ihre und unsere
BIM-Erfahrungen austauschen“, erklärt er. Die Schulung war ein
wichtiger Meilenstein: BIM, so wurde klar, ist mehr als ein
praktischer Trend. Thematische Vielfalt und inhaltliche Tiefe der
Schulung zeigten auf, dass sich hier Umwälzungen der gesamten
Baubranche ankündigen.
Berufsfelder verändern sich
Seit wohl mehr als tausend Jahren war der 2D-Plan das wichtigste
Hilfsmittel für jegliches Bauen. Dank BIM wird er, glauben die Verantwortlichen bei Mailänder Consult, an Bedeutung verlieren. Bisher waren Ingenieure Ingenieure und
Zeichner Zeichner.
Zwischen beiden bestand büro-intern meist
eine Beziehung wie zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.
Dank BIM rücken die beiden Berufsfelder enger zusammen, mit
der Konsequenz, dass Ingenieure sich stärker dem Thema Konstruktion öffnen müssen, während Zeichner stärkeren Anteil am
„Denken“ des Ingenieurs nehmen können. Für beide Berufe sei dies gleichermassen Herausforderung und Chance zur Weiterentwicklung, findet man bei Mailänder Consult. Für die Ingenieur- und Planungsbüros entsteht dadurch ein Zuwachs an Wissen.
BIM professionell etabliert
Das Zukunftsszenario sieht für Mailänder Consult so aus: Die Arbeit mit dem
digitalen Gebäudemodell wird dann so selbstverständlich sein,
dass man dafür keine ‚besondere‘ Bezeichnung braucht. In der
aktuellen Phase des Übergangs ist ein Partner wie MuM jedoch
unverzichtbar – als Know-how-Träger und -Vermittler, als Softwarelieferant und als Berater und Impulsgeber bei neuen Entwicklungen. Das Resümee bei Mailänder Consult: „Mit der praxisorientierten BIM-Ready-Ausbildung hat uns MuM ermöglicht, BIM
äußerst professionell und effektiv in unserem Haus zu etablieren.“
Auf dem Weg zum BIM-Manager: Breite und Tiefe
der Ausbildung bei MuM überraschen
Nach über 1.000 Jahren wird es höchste Zeit: Das digitale Gebäudemodell löst den Plan ab