Wer TGA-Projekte „vernünftig“ abwickeln will, muss
auch Architekten und Statiker von Grund auf verstehen.
Aus diesem Grund kam der Geschäftsführung
der HL-Technik Engineering GmbH in München BIM
gerade recht. MuM setzte für das Unternehmen einen
strukturierten Prozess auf, um die Software einzuführen
und die Mitarbeiter auszubilden. Fazit: Die Umstellung
war anstrengend, aber sie hat sich gelohnt.
Die HL-Technik Engineering GmbH in München ist ein
Haustechnik-Ingenieurbüro mit Tradition: Es wurde schon
1968 gegründet und hatte zeitweise mehr als 300 Mitarbeiter.
Heute sind 15 Mitarbeiter fest angestellt, dazu kommen
je nach Auftragslage einige Freelancer. Die Ziele des Büros
sind hoch gesteckt: „Mit unseren Gebäudetechnikkonzepten
wollen wir Lebens- und Arbeitsräume schaffen, die hohe
Komfortansprüche erfüllen und gleichzeitig umweltverträglich
sind“, heisst es auf der Webseite. Unternehmensgründer
Prof. Klaus Daniels hat sich 2016 einen jüngeren Partner
ins Boot geholt: Daniel Matschinsky ist dafür verantwortlich,
dass die Ansprüche von HL-Technik mit modernen Mitteln
effektiv und effi zient erfüllt werden.
„Wir steigen möglichst früh in die Planung ein und erarbeiten
gemeinsam mit den Architekten Konzepte, um gute Architektur
UND Energieeffizienz zu realisieren“, erklärt Daniel
Matschinsky. Doch das ist nicht immer einfach: Auch Mitarbeiter,
die verschiedene Gewerke im selben Projekt bearbeiten,
stimmen ihre Planung oft nicht untereinander ab –
meist, weil die Zeit fehlt. Noch viel weniger kommunizieren
TGA-Planer und Architekten. Building Information Modeling
(BIM) könnte die Lösung dieser Kommunikationsprobleme
sein und ein vertieftes Verständnis für andere Gewerke, Architektur
und Statik vermitteln.
Hoher Qualitätsanspruch seit 1968:
Daniel Matschinsky und Prof. Klaus Daniels
setzen für HL-Technik voll auf BIM
Umstellung mit System
Das 2D/3D-Planungsprogramm, das HL-Technik bis dahin
nutzte, konnte keine BIM-Modelle generieren. Also machte
man sich auf die Suche nach einer passenden Software und
dem „richtigen“ Anbieter. Die Planer hatten Autodesk Revit
und BIM schon bei Architekten und Statikern gesehen; der
erste Kontakt zu MuM entstand im Frühjahr 2016. Autodesk
Revit, das MuM Praxispaket Architektur und das Schulungskonzept
BIM Ready überzeugten; die Chemie stimmte auch.
Gleichzeitig reifte die Erkenntnis: Hier geht es um mehr als die
Einführung einer neuen Software; hier muss in einem strukturierten
Prozess eine neue Arbeitsweise eingeführt werden.
Erster Schritt: Unternehmensanalyse
Daniel Matschinsky und sein Team gingen, unterstützt von den
MuM-Beratern, die BIM-Einführung als Projekt an. Um die BIM Ready-Ausbildung so effizient wie möglich zu gestalten, analysierte
MuM zunächst das Büro: Welche Mitarbeiter haben welche
Kompetenzen? Wie wird geplant, wie kommuniziert? „Die Teammitglieder
hätten unterschiedlicher nicht sein können“, erzählt
Petra Mehner von MuM, die die Analyse geleitet hat, und Daniel
Matschinsky ergänzt: „Bei uns wird ‚Multikulti‘ gelebt: Hier arbeiten
auch Menschen aus Tunesien, China, dem Libanon, und die
Altersspanne reicht von Mitte 20 bis Mitte 70. Wir sind gewohnt,
voneinander und miteinander zu lernen.“
Der Chef wird BIM-Manager
Für Daniel Matschinsky ist BIM Chefsache, deshalb absolvierte er
unmittelbar nach der Entscheidung für Autodesk Revit vor allen
anderen die Schulung bei MuM. In fünf Tagen liess er sich zum
BIM-Manager ausbilden. „Dabei habe ich den Prozessgedanken
erst umfassend verstanden und angefangen, in die richtige Richtung
zu denken.“ Mit diesem Wissen liess sich auch das Team gut
motivieren, denn die Schwierigkeiten bei der konventionellen Planung
waren allen bewusst: Jeder einzelne Projektbeteiligte denkt
und plant „für sich“, es gibt dauernd Änderungen, die die eigene
Arbeit beeinflussen, so dass man wieder neu zeichnen und berechnen
muss – aber der Endtermin bleibt als fixe Grösse bestehen.
Dass BIM den Umgang mit Änderungen vereinfachen würde,
lag auf der Hand: BIM zwingt zur Kommunikation, man kann sich
nicht mehr verstecken.
Wie ein energieeffizientes Gebäude aussehen muss, können Architekt und TGA-Planer nur gemeinsam beantworten
Dank der strukturierten Ausbildung bei MuM konnten die
Ingenieure bei HL-Technik schon nach sechs bis acht Monaten
komplexe Projekte abwickeln
Ausbildung „flächendeckend“
„Für uns war wichtig, dass wir BIM sofort umsetzen“, erzählt Daniel
Matschinsky, „und zwar im laufenden Betrieb.“ Das bedeutete,
dass nicht nur in Software, sondern auch in Ausbildung investiert
wurde. Ein Schneeballsystem kam für HL-Technik nicht in Frage.
Alle Mitarbeiter hatten die zehntägige Ausbildung zum BIM-Konstrukteur
verdient; jeder sollte ausreichend Zeit bekommen, um
sich mit der neuen Arbeitsweise zu befassen. Im ersten Schritt
absolvierten zwölf Mitarbeiter in zwei Gruppen die Ausbildung.
Es gab drei Projekte, bei denen man das neue Wissen anwenden
konnte und musste: Einen Weinkeller in der Toskana, wo auf Basis
des Architektur-Modells, das ebenfalls mit Autodesk Revit entwickelt
worden war, die TGA-Planung in den Gewerken Heizung,
Lüftung und Elektro erstellt wurde, zum zweiten die Umnutzung der
Produktionshallen der Heidelberger Druckmaschinen AG in Wiesloch-Walldorf, wo aus einer Produktionshalle ein Bürogebäude mit
angeschlossenem Forschungsbereich wurde, und schliesslich das
Hotel Königshof in München, wo es darum geht, ein 5-Sterne-Hotel
mit höchsten Ansprüchen, auch an die Technik, zu planen.
Gemeinsam aus der Praxis lernen
In einer wöchentlichen BIM-Runde tauschen sich die Mitarbeiter seither
über Fragen und Probleme aus. „Noch ist jedes Projekt auch ein
Forschungsprojekt“, sagt Daniel Matschinsky. „Wer etwas gelernt
oder herausgefunden hat, gibt dieses Wissen in der BIM-Runde an
die anderen weiter.“ Oft werden auch die Supporter von MuM hinzugezogen,
denn eine kompetente Antwort ist effektiver als stundenlanges
Ausprobieren. Die systematische Ausbildung der Mitarbeiter war
eine echte Kraftanstrengung – man hatte quasi das Pferd während
des Reitens neu gesattelt. Dass es sich gelohnt hat, ist für die Unternehmensleitung
ebenso klar wie für die Planer. Jetzt gilt es, das
Gelernte umzusetzen und das Wissen sukzessive zu vertiefen.
Das BIM-Modell zeigt auch dem Bauherrn jederzeit klar den Stand der Planung
Reibungsloser Planungsprozess garantiert
Auch die Berechnungssoftware ist inzwischen installiert worden
und wird systematisch genutzt. Danach wird es darum gehen,
aus dem 3D-Modell Massen zu extrahieren und in Leistungsverzeichnisse
zu überführen. Bis Ende 2017 soll die Umstellung
komplett abgeschlossen sein. „Wir wollen unseren Kunden dann
einen reibungslosen Planungsprozess garantieren“, sagt Daniel
Matschinsky. „So können wir – auch dank der Unterstützung von
MuM – in Zukunft mehr liefern, als die Kunden erwarten, und wieder
eine herausragende Marktposition erreichen.“
Ein digitales Gebäudemodell aus Autodesk Revit zeigt sofort, was sich
unter den abgehängten Decken alles abspielt: Große Geräte brauchen
auch große und vor allem hohe Technikflächen