Baugruben zu sichern, ist ein teures Unterfangen;
unter anderem sind die Energiekosten hoch. Die
Ghelma AG Spezialtiefbau, ein Unternehmen im
Berner Oberland (CH), ging einen eigenen Weg, um
die Kosten zu senken – mit einer Entwicklungsabteilung,
die unter anderem effizientere Injektionsdüsen
entwickelt. Konstruiert wird mit Autodesk Inventor,
und bevor ein Prototyp gebaut wird, wird der Injektionsvorgang
mit Autodesk CFD simuliert. Das Ergebnis:
Der Jahresverbrauch für diesen Vorgang an Strom
und Diesel sinkt um rund 35 Prozent.
Bevor ein Bauwerk entsteht, wird in der Regel eine Grube
ausgehoben – und die sollte stabil sein, damit Fundament
und Kellergeschosse zügig und ungefährdet fertiggestellt
werden können. Vor allem sollen auch benachbarte Häuser
und Bauwerke von der Baustelle nicht beeinflusst werden.
Bei ungünstiger Bodenbeschaffenheit werden Fundamente
mit „Injektionsankern“ gelegt: Gewinderohre, durch die eine
Zementsuspension (Wasser-Zement-Mischung) gedrückt
wird, die über Spezialdüsen austritt und den Anker mit einem
Zementkörper quasi mit dem umgebenden Erdreich verschmilzt.
Bei instabilen Untergründen werden die Rohre mit
Zement-Verpresskörpern bis zu 25 Meter tief ins Erdreich
eingebracht.
Führend in der Schweiz
In der Schweiz gehört die Ghelma AG Spezialtiefbau zu den
führenden Unternehmen in diesem Bereich – egal ob Baugrubenverbau,
Bohrverfahren, Pfählungssysteme oder Felstechnik. Das Unternehmen entstand im Jahr 2004 als „Spin-Off“ der Ghelma AG Baubetriebe und beschäftigt heute rund 150 Mitarbeiter. Es gehört damit zu den bedeutendsten Arbeitgebern im Haslital oberhalb von Interlaken.
Energiekosten senken
Um die Bohrungen zu setzen und die Zementmasse zu injizieren,
braucht man viel Energie. Die Standarddüsen weisen
ungünstige Strömungsübergänge auf, d. h. die Zementsuspension
wird rechtwinklig „um die Ecke“ gepresst. Diese
Reibungsverluste lassen sich nur mit zusätzlichem Druckaufwand überwinden … und das geht ins Geld. „Für unsere Transporte und die verschiedenen Bohrverfahren brauchen wir im Jahr über 400.000 Liter Diesel“, erzählt Matthias Reber, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung. „Wir erkannten das Energiesparpotenzial und haben selbst begonnen, Injektionsdüsen zu entwickeln.“
Konstruktion mit Autodesk Inventor & Co.
Als Konstruktionswerkzeug wurde Software von Autodesk angeschafft.
MuM lieferte und installierte die Software, führte die
Schulungen durch und war Ansprechpartner bei allen Supportfragen.
„Wir haben von MuM ausgezeichnete Schulungsunterlagen
bekommen, mit denen wir auch im Alltag weiterarbeiten
konnten“, sagt Matthias Reber. Autodesk Inventor wurde in den
nächsten Wochen und Monaten für ihn zu einem seiner wichtigsten
Arbeitsmittel.
Bisherige Düse eines
Fremdherstellers
Optimierte Düsenvariante
mit minimiertem Druckverlust,
Eigenmarke Ghelma
Simulieren vor Testen
Doch wie sieht die ideale Geometrie für eine Injektionsdüse aus?
Diese Frage kann ein CAD-Tool nicht ausreichend beantworten,
und die Frage stand bald im Raum, ob Simulationssoftware hier
besser geeignet wäre. Christian Ghelma, Gründer und Geschäftsführer
des Unternehmens, ist stets offen für Innovationen und
stimmte zu, die konstruierten Varianten mit Hilfe von Autodesk
CFD zu überprüfen.
Testen vor dem Kauf
„MuM hat uns angeboten, erste Simulationen durchzuführen“,
sagt Matthias Reber, „und wir haben sehr schnell erkannt,
dass viel Potenzial in der Simulation steckt. „Natürlich hatte
sich auch in der Werkstofftechnik einiges getan, aber die Simulations- und Prüfmöglichkeiten erlaubten, dass wir nur die Düsen
gebaut und getestet haben, deren Einsatz Erfolg versprach.“
Erfolgreiche Entwicklung
Die Düse „V4“ ist seit Ende 2015 im Einsatz, und die Erfolge waren
sofort deutlich. Der Jahresverbrauch an Strom und Diesel wird
um über 70.000 Kilowattstunden sinken.
Doch nicht nur auf der Baustelle bringt der Einsatz der CAD- und
Simulationssoftware von Autodesk Vorteile: Alle Entwicklungsschritte
sind exakt dokumentiert und lassen sich präzise zurückverfolgen.
Das erleichtert und verbessert die Qualitätskontrolle, und das Entwicklerteam bei Ghelma hat viel mehr Möglichkeiten, die Produkte weiterzuentwickeln. „Eigentlich ist es auch MuM und Autodesk zu verdanken, dass wir dieses Projekt überhaupt machen konnten“, sagt Matthias Reber. „Wir haben zum einen die Werkzeuge, zum anderen aber auch die Unterstützung durch Experten bekommen, um effektiv arbeiten zu können.“
Die nächsten Schritte
Die Entwicklung der Injektionsdüsen war übrigens erst der Anfang.
Ghelma entwickelte auch neue Bohrkronen. Diese sind in der Herstellung
um rund 40 Prozent günstiger als die bisherigen, und sie
verkürzen die Einsatzzeit auf der Baustelle um rund 30 Prozent.
„Wir erwarten nochmals Energieeinsparungen von jährlich über
200.000 Kilowattstunden“, prognostiziert Matthias Reber. „Die
CO2-Emissionen werden wir mit den beiden Produkten um ca. 90
Tonnen reduzieren.“
Mehr über das Unternehmen erfahren Sie unter www.gstb.ch.
Durch die injizierte Zementmasse verschmilzt der Anker quasi
mit dem umgebenden Erdreich