In der chemischen Industrie, vor allem bei der Produktion
von Wirkstoffen, Arznei- und Lebensmitteln, ist
die lückenlose Dokumentation ein wichtiger Bestandteil
des Sicherheitskonzepts. Die BK Giulini GmbH im
Industriepark Ludwigshafen betreut als Infrastrukturbetreiber
die örtlichen Produktionsstandorte zur
Herstellung von Spezialprodukten für die pharmazeutische
und Nahrungsmittelindustrie, für die Wasser- und
Papierbehandlung, für die industrielle Reinigung
sowie für andere industrielle Anwendungen. Die Instandhaltungsabteilung
des Unternehmens verwaltet
auch die Dokumentationen vieler im Park ansässiger
Firmen. Seit zwei Jahren wird dazu BlueCielo Meridian
mit Anpassungen von MuM genutzt. Das Unternehmen
hat damit die Sicherheit vergrössert, die Anwender
profitieren von mehr Flexibilität, und in Zukunft tut
sich ein neues Geschäftsfeld auf.
Beim Begriff „Industriepark“ denkt man vielleicht an weite,
ehemals grüne Gebiete am Rand einer Stadt, die in den
letzten 30 bis 50 Jahren für die industrielle Nutzung bebaut
wurden. Der Industriepark an der Giulinistrasse in Ludwigshafen
ist jedoch viel, viel älter: Seit 1896 wird hier „Chemie gemacht“. Heute sind neun verschiedene Firmen ansässig; die meisten sind oder waren Tochterfirmen der ICL-Gruppe, einem führenden Hersteller von Düngemitteln, anorganischen Phosphorchemikalien, Flammschutzmitteln und Lebensmittelzusätzen. Vom Industriepark bis in die Zentren von Ludwigshafen und Mannheim oder zum Mannheimer Campingplatz ist es nur ein Katzensprung. Sicherheit wird daher besonders gross geschrieben.
60.000 Dokumente seit 1896
Wer die Sicherheit von Anlagen, Maschinen und Gebäuden gewährleisten will, muss zunächst einmal wissen, was sich wo befindet. Dabei geht es sowohl um die Position von Anlagen, Anschlüssen, Abwasserleitungen usw. als auch um die Aufbewahrungsorte der zugehörigen Betriebsanleitungen, Wartungsvorschriften, Zertifikate. All dies wurde seit 1896 in verschiedenartigen Unterlagen dokumentiert. „In den Archiven stehen über 60.000 Dokumente“, erzählt Thomas Fessenmayr, der die Abteilung Instandhaltung bei der BK Giulini GmbH leitet. „Da gibt es Bau- und Maschinendokumentationen, Zeichnungen und Pläne auf Pergament, behördliche Genehmigungen und vieles mehr.“
In den Archiven gab es über 60.000 Dokumente aller Art. Inzwischen sind alle Dokumente,
die nach dem 31. Dezember 1973 entstanden sind, digitalisiert.
Digital verfügbar: Unterlagen ab 1974
Kurz vor der Jahrtausendwende ging man den ersten Schritt, um diese Papierwüste urbar zu machen – mit sechs Lizenzen Auto-Manager Workflow vom Softwarehaus BlueCielo und der systematischen Digitalisierung der vorhandenen Dokumente. Als Stichtag wurde der 1. Januar 1974 festgelegt, das Jahr der Grundsteinlegung des Produktionsbetriebes für Wirkstoffe im Bereich Pharmazie und Kosmetik. Alle Unterlagen, die nach diesem Datum erstellt wurden, wurden gescannt und nach den Möglichkeiten von AutoManager Workflow klassifiziert. Etwa 50 Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen der im Industriepark ansässigen Firmen konnten auf die Daten zugreifen. Die meisten von ihnen kannten sich weder mit CAD noch mit Dokumentationssystemen aus.
Funktionen fehlten
Auch wenn dieses erste Dokumentenmanagementsystem dem
damaligen Stand der Technik entsprach, erfüllte die Software
nicht alle Sicherheitsansprüche. Dateien im Explorer waren zum
Beispiel nicht geschützt, so dass man Dokumente verändern und
wieder abspeichern konnte, ohne dass das System etwas merkte.
„Schon bald gab es ‚vagabundierende‘ Dokumentversionen,
von denen niemand wusste, wer sie erzeugt hatte und ob sie
tatsächlich aktuell und korrekt waren“, sagt Thomas Fessenmayr.
Doch einen Systemwechsel fasste man erst ins Auge, als der
Softwareanbieter im Jahr 2005 die Software abkündigte.
Ein langer Weg …
Nach acht Jahren Erfahrung wussten die Verantwortlichen bei
BK Giulini genau, was das neue System können sollte, und erarbeiteten
ein umfassendes Pflichtenheft. Schon damals zeichnete
sich ab, dass BlueCielo Meridian die Anforderungen von BK Giulini
erfüllen würde. Allerdings fehlte Thomas Fessenmayr und seinem
Team ein wichtiges Feature bei der Darstellung von Auswertungen
und Berichten: Die Anzeige der Suchergebnisse im Layout der
aktuellen Navigationsansicht. So wurde das Pflichtenheft auf Eis
gelegt …
Was brauchen die Benutzer?
Dann erfuhr Thomas Fessenmayr von MuM, dass man mit der neuen Meridian-Version und etwas Programmierung den bisher anscheinend unerfüllbaren Ansprüchen genügen könne. Das war eine Gelegenheit, den Umstieg wieder in Angriff zu nehmen und mehr Sicherheit in der Dokumentation und mehr Benutzerkomfort zu erreichen. „Es wurde höchste Zeit“, sagt Thomas Fessenmayr. „Wir konnten mit dem alten System die Dokumentenhistorie nicht nachvollziehen.“
Um die aktuellen Anforderungen so genau wie möglich zu kennen, wurden nun Gespräche mit den Nutzern geführt; dabei wurden die Möglichkeiten der neuen Software aufgezeigt. Die Wünsche aus der Praxis flossen in den Anforderungskatalog ein. „Vagabundierende Dokumentversionen“ wurden quasi eingefangen, indem man die Dokumenthistorie so weit wie möglich recherchierte und wiederherstellte. Weiterhin legte man fest, welche Daten in welcher Form nach Meridian migriert werden sollten.
Datenbank bereinigen
Dann gab es noch eine Menge Handarbeit: Die Datenbank musste
bereinigt werden. Dabei ging es um Tippfehler, um korrekte Nummerierungen,
um Firmennamen, die sich geändert hatten, und
vieles mehr. „Die Frage, ob ein Gebäude B4 oder B04 heisst, ist
spätestens dann interessant, wenn es mehr als zehn Gebäude
im Abschnitt B gibt und man eine nach Gebäudenummern sortierte
Liste ausgeben muss“, erklärt Thomas Fessenmayr. Der
Teufel steckte im Detail. Der erste Bereinigungsdurchgang fand
noch vor der endgültigen Entscheidung im Frühjahr 2014 statt,
der zweite ein halbes Jahr später.
In sechs Monaten produktiv
Im November 2014 wurde es ernst: Die Daten wurden probeweise
migriert, und vier Wochen lang liefen das alte und das neue System
parallel. Die Key-User waren vorab geschult worden und testeten BlueCielo Meridian mit den Anpassungen von MuM auf Herz und Nieren. Es lief! Kurz vor Weihnachten folgte der Rollout – insgesamt waren zwischen der Entscheidung für die neue Lösung und der Implementierung nur sechs Monate vergangen.
Ziele erreicht
Heute können Betriebsleiter, Ingenieure, Werkstattmitarbeiter,
Meister sowie die Abteilungen Infrastruktur und Werksplanung
auf die Daten zugreifen und sie nutzen. Das flexible Rechtesystem
ermöglicht sogar Externen, d. h. den Mitarbeitern der anderen
Firmen im Industriepark, den Zugriff auf die Daten. Jede Änderung
eines Dokuments wird erfasst und gespeichert. Unbemerktes Ändern ist ausgeschlossen. Die GMP-Richtlinien zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und -umgebungen in der Produktion von Arzneimitteln, Wirkstoffen, Kosmetika werden erfüllt. Die Nutzer finden im Wesentlichen ihre vertraute Oberfläche vor; wer im CAD-System arbeitet, profitiert von der automatischen Vergabe der Zeichnungsnummern.
Das gesamte System bietet heute die Sicherheit, die das Gesetz und die GMP-Richtlinien vorschreiben. Das gefällt den Anwendern. Besonders praktisch sind die vielen Sortiermöglichkeiten und die grosse Flexibilität in der Nutzung. Tatsächlich werden die Darstellungsfunktionen, wegen derer man vor zehn Jahren den Umstieg aufgeschoben hatte, heute nur noch selten genutzt.
Datenbank erweitert
Inhaltlich ist die Datenbank seit Dezember 2014 quantitativ und
qualitativ erheblich gewachsen: Heute finden die Nutzer hier neben
DWG-, PDF- und Bilddateien auch Schemata und Ablaufpläne im
MS-Visio-Format, dazu technische Datenblätter und Stücklisten, Betriebsanweisungen für Sicherheit und Recht, Zertifikate von Fremdfirmen, Wartungsberichte, Ergebnisse von Emissionsmessungen sowie CE-Dokumente. Und natürlich liegt zu jedem Dokument die komplette Historie vor: Sämtliche Versionen sind gespeichert und abrufbar. Ein virtueller Server stellt die Verfügbarkeit des Systems sicher und macht die „Pflege“ von Hardware überflüssig.
Angebot auch für Dritte
Die meisten Anpassungen können die Anwender oder die internen
Systembetreuer selbst vornehmen. Und wenn es tatsächlich
einmal Schwierigkeiten gibt, genügt ein Anruf bei MuM. „Unsere
Betreuer kennen unsere komplette Installation. Wenn wir Fragen haben, bekommen wir schnell kompetente Antworten.“, sagt Thomas Fessenmayr. In den nächsten Monaten wird sich die Unternehmensstruktur bei BK Giulini verändern. Dann können Thomas Fessenmayr und sein Team ihre Leistungen auch Unternehmen anbieten, die nicht zum Industriepark gehören. BlueCielo Meridian und die Anpassungen von MuM machen es möglich.
BlueCielo Meridian hat der Papierwüste ihren Schrecken genommen: Heute gibt es geregelten Zugriff
und massgeschneiderte Informationen für alle.