Der Bereich Facility Management von
ArcelorMittal Bremen GmbH wird zukünftig das Werksgelände digital abbilden, um
Flächen, Gebäude und Baustellen besser
managen zu können. Seit 2011 arbeitet das
Unternehmen mit MuM daran, dieses Ziel
Schritt für Schritt zu erreichen. Das hier
beschriebene Baustellenmanagement mit
Hilfe von MuM MapEdit war ein Meilenstein. Nächste Schritte sind der Übergang
in die dritte Dimension und die Einführung
der mobilen Datenerfassung.
Auf dem rund 7,5 Quadratkilometer grossen Gelände der ArcelorMittal Bremen GmbH wird seit 1957 Stahl produziert. Alle Anlagen von der Roheisenerzeugung bis zur Feinblechverarbeitung sind integriert.
Diese hohe Integration ermöglicht kurze Wege – doch „kurz“ ist relativ. Auf dem Gelände befinden sich etwa 40 km Strassen und 100 km Gleise, die Anlagen werden über ein 300 km langes Stromnetz versorgt, Gas- und Wassernetz sind 85 bzw. 155 km lang; die Rohrbrücken ergäben aneinander gesetzt eine Länge von 10 km. Über 10.000 Bauwerke und die zugehörigen technischen Gebäude-Ausrüstungs-Objekte (TGA-Objekte) sowie weitere Assets, sind zu verwalten.
MuM „baut“ einheitliches Informationssystem
Bereits 2011 wurde Mensch und Maschine (MuM) an Bord geholt, um eine durchgängige, leistungsstarke Dokumentation aller Infrastrukturdaten im internen Intranet aufzusetzen und flexible, zugriffsdefinierte Auskunftsmöglichkeiten für interne Anwender zu schaffen. Basis des heutigen werksweiten Informationssystems sind AutoCAD, MuM MapEdit und eine Oracle Datenbank.
Eigene Fachschalen dank MapEdit
Tanja Wittmershaus arbeitet bei ArcelorMittal Bremen im Facility Management und hat die Systemeinführung betreut. Sie ist für das Informationssystem (GIS) verantwortlich und fungiert als Anlaufstelle für die Systemnutzer, beantwortet Fragen, nimmt Wünsche und Anregungen auf und entwickelt selbst kleinere Anwendungen. „Eine Eigenproduktion ist z. B. die Applikation ‚Kran‘“, erzählt sie. „Dort sind mehr als 1.000 Kranbahnträger aus sämtlichen Produktionshallen erfasst. Wenn eine Anlage repariert oder gewartet werden muss, können die Mitarbeiter genau sehen, wo sich der Kran befindet.“
Als Auskunftssystem dient MuM MapEdit, das den gezielten Zugriff auf die gespeicherten Infrastrukturdaten einfach am Arbeitsplatz möglich macht. Die Software ist für Mitarbeiter, die Daten pflegen, abfragen und auswerten, ein wichtiges Medium.
Baustellenmanagement für mehr Sicherheit
Zu den Anwendungen, die MuM auf Basis von MapEdit entwickelt hat, gehört das vor knapp drei Jahren eingeführte Baustellenmanagement, bei dem der gesamte Arbeitsablauf, inkl. aller Freigaben, digital abgebildet wird. Diese Anwendung erleichtert die Kommunikation aller Projektbeteiligten. Die Software bildet einheitliche Arbeitsabläufe für sämtliche Baumassnahmen auf dem Werksgelände ab und bringt den Projektbeteiligten damit ein hohes Mass an Sicherheit und Flexibilität.
Rechtzeitige Information – bessere Koordination
Der Projektleiter meldet im ersten Schritt an, wo die Baumassnahme geplant ist. Die Software ermittelt anhand der hinterlegten Karten, Pläne und Sachdaten, welche Rohre und Leitungen dort verlegt sind. Damit die Baumassnahme gestartet (im Fachdeutsch: „die Fläche belegt“) werden kann, ist die Freigabe des im GIS angelegten Workflows nötig. Der sog. Schachtschein ist das Resultat der Freigabe; hier sind alle Vorgaben und Massnahmen aufgelistet, die zwingend umzusetzen sind: Informationen über einzuleitende Versorgungsunterbrechungen, Umleitungen und Sicherheitsmassnahmen, die Information aller beteiligten Bereiche und weitere. Wenn die Baumassnahme abgeschlossen ist, gibt der Projektleiter die Fläche im System wieder frei; bei Verzögerungen kann er eine Verlängerung beantragen. Das Baustellenmanagement sorgt unter anderem für mehr Verkehrs- und Arbeitssicherheit, es ermöglicht aber auch eine gewerkeübergreifende Massnahmenplanung. Das Endergebnis der Erdarbeiten, wie z. B. die Reparatur von Rohren, erfasst die entsprechende Abteilung selbst im System und sorgt so dafür, dass in der Datenbank stets der aktuelle Zustand der Infrastruktur gespeichert ist.
3D und mobile Datenerfassung
Auch wenn das Baustellenmanagement aufgrund eines „zweidimensionalen Zwillings“ möglich ist, geht ArcelorMittal Bremen den Schritt in die dritte Dimension. Ziel ist, die Mengen der auf Halden gelagerten Materialien zu erfassen. Dazu fliegen regelmässig Drohnen über das Gelände und filmen die Halden. Die DWGs, die nach Auswertung der digitalen Bilder entstehen, werden ins System eingetragen, das durch Auswerten und Vergleichen der Fotos die Materialveränderungen ermitteln kann.
MuM bietet eine mobile Version von MapEdit, die auf Smartphones und Tablet PCs läuft. Die Software wurde bei ArcelorMittal Bremen evaluiert; derzeit läuft die Auswahl für die passenden Geräte.
Digitale Fabrik – ja, bitte!
Es gäbe viele Möglichkeiten, eine digitale Fabrik aufzubauen, erklärt Tanja Wittmershaus. Man könne mit 2D-Daten oder mit 3D-Daten beginnen oder beides gleichzeitig angehen. Welcher Weg optimal ist, hängt von der individuellen Situation eines Betriebes und von den bereits vorhandenen Daten ab: ArcelorMittal Bremen hat entschieden, zunächst die Prozesse zu digitalisieren, die auf den vorhandenen 2D-Daten basieren. Damit wurde der Grundstock für die dreidimensionale, digitale Fabrik gelegt, die nun aufgebaut werden kann und auf die später zu jeder Zeit mit jedem Gerät von überallher zugegriffen werden kann. Wichtig sei in jedem Fall ein Partner, der die eigenen Entscheidungen kompetent begleitet und einen zwar individuellen, aber strukturierten Prozess für Einführung und Datenintegration anbieten kann. Für ArcelorMittal Bremen ist die Zusammenarbeit mit MuM ideal: Durch Agilität in Planung und Projektmanagement können Daten, Ressourcen und Prozesse immer wieder überprüft und der Weg der Digitalisierung optimiert werden.